Presber, Rudolf: Brief an Max Aurich. Berlin, 31.12.1921
  • Dr. Rudolf Presber * Berlin W. 15
    Kaiser-Allee 222.
    Telephon: Amt Pfalzburg 7430.
    Berlin,den 31.12.1 921.
    W.15. Kaiser Allee 222.
    Herrn Kunstmaler Aurich
    Dortmund 13.
    Sehr geehrter Herr !
    Ihre freundlichen Zeilen mit der Einlage wurden mir
    bei einer Sitzung der "Lustigen Blätter" übergeben. Ich danke sehr
    herzlich für beides, und bitte zu entschuldigen, dass der Dank erst
    heute kommt. Aber ich bin von einer scheusslichen Grippe befallen,
    die mich garnicht loslassen will.
    Das Büchlein, das Sie freundlichst rühmen, hat ja nun
    leider keinen andern als historischen Wert mehr. Die Zeiten sind vor
    bei.Und wenn sie auch ,wie ich glaube, wiederkommen, so liegt das
    doch noch in Weiten und unsre Generation und mit ihr der Kronprinz
    wird's kaum mehr erleben.
    Es war ein sehr hübscher Gedanke von Ihnen ,mir die schö-
    nen Stiche meiner Vaterstadt zu senden, die ich neulich gelegentlich
    einer Premiere und Vortrag wieder besuchte - und noch von Herzen liebe
    Leider ,leider hat da aber auch der Krieg und die Revolution viel
    verändert. Es ist das alte Frankfurt nicht mehr, das ich kannte und
    in Schilderungen in meinem "Bruder Benjamin" ,wie viele mir bestä-
    tigt haben, ziemlich porträtähnlich abgemalt habe.
    Ich benutze die Gelegenheit, Ihnen für 1922 alles Gute
    für Kunst und Leben zu wünschen.
    Nochmals dankend
    Ihr ergebener
    Rudolf Presber