Wien,am 31. Juli 1934.
Sehr verehrter Herr Präsident!
Sie werden mir hoffentlich glauben, dass mir angesichts
der grossen Verehrung und Anhänglichkeit, die ich Ihnen seit dem
Beginn unserer Bekan ntschaft entgegengebracht habe, die Antwort
auf Ihren Brief vom 30.d.M. nicht leicht wird. Dennoch muss ich folgen-
des aussprechen:
Der Brief der "Wiener Zeitung" an die Akademie der Wissenschaften
vom 5. Juli 1934 ist mit meinem Wissen und meiner Billigung abgeschickt
worden. Massgebend war, dass der Akademie eine Vorschriftsgewalt
für die Haltung der "Wiener Zeitung" wohl nicht zusteht, insbesondere
aber dort nicht, wo es sich darum handeln würde, das Blatt zu einem
Abweichen von seiner pflichtgemäss eingehaltenen Richtung zu veran-
lassen. In dem vorliegenden Fall hat die "Wiener Zeitung" in der ich
über den sachlichen und wissenschaftlichen Teil der feierlichen Jahres-
sitzung so ausführlich gründlich und wohl auch informiert berichtet
habe, wie kein Berichterstatter eines anderen Blattes, verschwiegen
dass Prof. Layer zum korrespondierenden Mitglied gewählt wurde. Dies
geschah deshalb, weil eben derselbe Prof. Layer gemeinsam mit sieben
anderen Hochschullehrern Wiens im Sommer 1933 in einer nationalsozia-
listischen Zeitschrift in Deutschland eine den Bestrebungen der österreichi
schen Regierung völlig entgegengesetzte Stellungnahme bezogen hatte. Die
"Wiener Zeitung" schrieb damals von Prof. Layer, er sei in "unerhörter