Reinhart, Werner: Brief an Ernst Krenek. Winterthur, 21.10.1930
WERNER REINHART
RYCHENBERG
WINTERTHUR
Winterthur, den 21. Oktober 1930.
Lieber Herr Křenek!
Haben Sie vielen Dank für Ihren freundlichen Brief.
Ich freue mich sehr auf Ihren Zürcher Vortrag und Ihren damit ver-
bundenen baldigen Besuch bei mir.
Kurz vor Eintreffen Ihres Briefes wurde ich durch
eine Zeitungsnotiz von der Existenz eines neuen Streichquartetts von
Ihnen gewahr, und dies veranlasste mich dann auch, dem Vorstand der
Zürcher Ortsgruppe der I.G.N.M. vorzuschlagen, dieses Werk aufs
Programm unseres "Pro Arte"-Abends vom 6.November in Zürich zu
nehmen. Es freut mich, Ihnen heute die Annahme meines Vorschlages
bestätigen zu können. Das Programm ist nun :
Schoeck : II. Streichquartett
Honegger : Streichquartett, sowie
Ihr drittes Quartett (statt,wie ursprünglich festgesetzt,
Bartok No 3)
Ich weiss nicht, ob Sie es einrichten können, schon
auf den 6. November nach Zürich zu kommen, um dieser Aufführung bei-
zuwohnen, was uns alle natürlich sehr freuen würde. Wenn nicht,
werde ich sehr gerne Ihrem Wunsch entsprechen, hier bei mir Ihnen
das Stück durch die "Pro Arte"-Herren privat vorspielen zu lassen.
Kürzlich hat Schaichet in Zürich mit Frau Wirz-Wyss
Ihr "O Lacrimosa" aufgeführt, auf welche Komposition ich ihn sei-
nerzeit bei einer Programmbesprechung aufmerksam gemacht hatte. Ich
hörte es nun erstmals in der Originalfassung und hatte einen sehr
tiefen Eindruck davon. Allerdings hätte meiner Ansicht nach mit
den Bläsern, die ja immer unselbständige Gestalter sind, noch mehr