Rieger, Erwin: Brief an Franz Karl Ginzkey. Wien, 5.9.1917
Wien, den 5. September 1917.
Sehr geehrter Herr Ginzkey!
Leider hab ich Sie heute im Archiv verfehlt! Ich wollte Sie so dringend
um die Empfehlung bitten! Am Montag möchte ich meinen Leidens=
weg in das Burgtheater antreten und so erlaube ich mir, nochmals
schriftlich anzufragen, ob ich auf ein paar Zeilen von Ihnen rechnen
darf.
Ich fühle sehr deutlich, wie zudringlich ich bin und es fällt mir schwer.
Auch möchte ich um keinen Preis den Schein erwecken, daß ich mir
durch Beharrlichkeit gewissermaßen etwas „erpressen” will. Wenn es
Ihnen aus irgendeinem Grund schwer oder unmöglich sein sollte, mir
die Empfehlung zu geben, so bitte ich Sie, mir dies bloß zu schreiben.
Die Tatsache alleine wird und muß mir dann selbstverständlich
genügen.
Hingegen verhehle ich keineswegs, daß ich mir von meinem Unterneh=
men mehr verspreche, wenn ich diese Empfehlung mitbringen kann,
und deshalb erlaube ich mir diese nochmalige Anfrage.
Indem ich hoffe, daß Sie mir, hochverehrter Herr Ginzkey, diesen
Brief nicht übel nehmen und auch im Fall einer Absage mir Ihr
Wohlwollen erhalten werden, zeichne ich als
Ihr stets dankbar=ergebener
Erwin Rieger
Ich bitte Sie, auch die Antwort rekommandieren zu lassen, weil man
sich jetzt auf die Post ganz und gar nicht verlassen kann.-