Bl. 1r: "Mein liebes Anchen! Verzeihen Sie, daß ich Ihren Brief so spät beantworte, er wurde mir aus Pest hierher nachgeschickt. Ein abscheulich geschwollnes Gesicht, das mich auch bettlägerig machte, und an welchem ich noch lab[or]iere machte mir das Schreiben unmöglich. Was Sie vom H moll Quartett sagen, beruht auf einem [Bl. 1v] Irrthum. Das 4-händige ist eben nur ein Arrangement des Originals und dieses Letztere kann wohl in der einen oder anderen Handlung momentan nicht vorräthig sein, aber zu erlangen muß es wohl sein, und es wäre recht nützlich für Ihre Technik. Ueberhaupt sollten Sie meine Abwesenheit dazu benützen Ihre Technik soviel als möglich vorwärts zu bringen, [Bl. 2r] und dies um so mehr als Sie, wenn Sie wieder zu singen beginnen, wieder weniger technisch anstrengend üben können. Daher rathe ich Ihnen noch einmal das in Rede stehende H moll Qartett gut zu studieren. Das Scherzo so schnell als möglich aber sauber und nett, ebenso letzten Satz sehr schnell. Dann üben Sie das G moll Concert v. Moscheles und wenn möglich das As dur Concert v. Hummel. Dabei können Sie den Rest der Lieder von Mendelssohn, das E-Capriccio und Fis moll-Presto [Bl. 2v] von demselben mitstudieren [...]"
Goldmark, Karl: Brief an Unbekannt. Gmunden, 12.6.1872
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