Bl. 1r: "[...] Soll aber ein Blatt Papier, ein geschriebenes Versprechen, ein mit [Bl. 1v] allen Spitzfindigkeiten der Winkelschreiberei ausgestattetes Actenstück die Grundlage unserer Liebe, unseres Zusammenlebens sein? Wo die Berechnung, die Versicherung, die formelle Garantie gesucht wird, - da ist Mißtrauen, Kälte, alles nur nicht Liebe. Dann würde unser Verhältniß herabsinken zu den widrigen Pacten, welche zwischen frivolen Cavalieren oder reichen Geldjuden und jenen Damen die sich ihnen verkaufen zur gegenseitigen Sicherstellung abgeschloßen werden. Dahin wird es nicht kommen, daß ich mit Dir handeln werde um den Preis um welchen Du mit [Bl. 2r] mir leben willst, und um die Abfertigung oder die Rentenversicherung für den Fall als ich ich Deiner satt würde. Ein solches Verhältniß widerstrebt wieder meinen Anschauungen und Gefühlen zu sehr, - es würde mich aneckeln. Hast Du zu mir kein Vertrauen, glaubst Du daß ich für den Fall meines Ablebens für Dich nicht sorgen würde, - das steht bei Dir -; dann ist es besser für Dich und für mich wenn Du nicht bei mir bist. Willst Du aber doch daß wir wieder zusammenleben, dann darfst Du nicht an den Fall denken daß ich Dich verlassen könnte [...]"
Johann Salvator: Brief an Ludmilla Stubel. Wien, 24.5.1882
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