Grillparzer, Franz: Brief an Katharina Fröhlich. o.O., 19.12.1830

IN 80037 am 19 Dezember 800 Liebe Kotti Ich habe Ihren Brief mit lieden Vergnügen erhalten. Es geht aus demselben zwar eigentlich nicht viel Zufriedenheit hervor, aber war ist denn auch zufrieder? Wenn man das Athemhohlen und des daseyn um nicht das Nicht- Schmerzempfinden nicht für wirkliche, positive Güter gelten lassen will(was sie den freilich aber wohl sind) so kommt, bei dem ganzen Leben nicht viel Tröstliches heraus. Sie sind nicht gern in Mailand, ich wäre gern dort. Könnten wir tauschen, wäre uns beiden geholfen. Schon italienisch reden zu hören, und mich in einer fremden Sprache ausdrücken zu müssen, wäre für mich. ein Genuß. Das Suchen der Phrasen würde mich zerstereuen, indeß brin­Deutschreden der Mangel des Interesse am Gespräch durch gar nichts verkleistert wird. Min Leben ist gegenwärtig noch einförunger als es sonst war, das Wetter ist zu schlecht zum Spazierengehen, die Menschen ennugiren mich und das Theater widert mich an. Von Arbeit bin ich bekanntlich kein großer Freund, und überdies fehlt mir noch derzeit lust und Geschick dazu. Es bleibt daher nichts übrig als die Lektüre, der ich mich, trotz des Einspruchs meiner täglich schlechter werdenden Augen. Abend für Abend treufleißig ergebe, von leichter Schlaf­anfällen je und dann unterbrochen Manchmal kommt mir eine