Anzengruber, Karl: Brief an Franz Karl Ginzkey. o.O., 4.6.1920
lauf berichtet zu haben. Weiter sind gekommen und der „Wila” bereits
übergeben: Lissauer, Bienenstein, Hohlfeld, Ganghofer, Presber,
Schreyvogel, Sch[ö/ü]ttler, A De Nora, Hadina, Otto Ernst, Strobl, Zooz=
mann, Stüber=Günther, Hans Müller und ich, mit meinen Kinder-
Erlebnissen. Paul Wertheimer und H. Glücksmann schicken dieser
Tage, mit Salten und Urbanitzky will Bock persönlich sprechen.
Millencovic rührt sich nicht und werde ich auf ihn, wie auch auf
Leo Feld verzichten, da wir ja des Guten ohnehin genug haben und
unsere Absicht eine lückenlose Zusammenstellung zu bringen, an
der Breitbeinigkeit mancher Herrschaften scheitert. Mir wünschenswert
wäre es, wenn es Dir gelingen würde, die beiden Salzburger einzu=
fangen, auch möchte ich Dich recht sehr bitten, gelegentlich Deinen Beitrag
zu schreiben. Wie die leidigen Papierverhältnisse dermalen stehen, hat
die Sache ja keine Eile, doch wenn die „Wila” Papier bekommt, wird losgeschoßen.
„Unterwegs” ernste und heitere Geschichten von der Landstraße des Lebens, dürfte
im Herbst bei Eckstein in Leipzig erscheinen und soll diesem Band ein zweiter
folgen „Donauweibchen” traulich-frauliches und nicht erbauliches von Wiener
Mädeln, Frauen, Weibern und Weibchen. Wenn ich vom Urlaub zurückkom=
me, werde ich meinen Roman „Insel der Seligen” noch einmal durchgehen
und dann abklopfen lassen. Ich bitte Dich, lieber Franz Karl, mir wissen zu
lassen, wann und wo ich Dich bei Deiner Anwesenheit in Wien sprechen
kann. Es ist mir dies nicht nur Bedürfnis, sondern können wir uns über
den „Fahrenden” auch ausplaudern. Ich bin jeden Tag auf einen Sprung in
meiner Wiener Wohnung, um nach der Post zu sehen. Falls Du das Glück
hast, von B. und Z. etwas zu bekommen, bitte es mir zu geben, da ich
nur Abschriften an den Verlag gebe, die Originale jedoch aufbe=
wahre. Und jetzt lieber Freund, habe ich Dir nicht nur alles gesagt,
was Dich vielleicht interessiert, so bleibt mir nur mehr übrig Dir zu
sagen, daß ich in treuem Gedenken und allter, aufrichtiger Freund=
schaft stets verbleiben werde Dein
Karl Anzengruber