Bahr, Hermann: Brief an Christine Luetgendorff-Gyllenstorm. München, 1.7.1926
1. 7. 26
München Barerstraße 50
Sehr verehrte Frau Baronin!
Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihren freundlichen Brief und zugleich
meinen innigsten Glückwunsch zur Vollendung der Abschrift und verzeihen Sie,
wenn ich mich in meiner Antwort ganz kurz fasse, denn ich bin leider seit Mona=
ten sehr krank und wenn die schweren Schwindelanfälle, die mich seit geraumer
Zeit quälen, nur allmählig an Vehemenz nachlassen, so besteht der Arzt noch im=
mer darauf, daß ich meine Arbeit auf ein Minimum einschränken soll. An eine
Fahrt nach Salzburg kann ich also noch Monate lang nicht denken, da die
Salzburger Luft zu schwer für mich ist, ich brauche Höhenluft und soll, sobald
es mir halbwegs besser geht, zunächst nach Garmisch und dann noch höher. Die
Hauptsache scheint mir nun aber jedenfalls, daß das Tagebuch so bald als
möglich in Druck kommt. In Deutschland wird sich bei der jetzigen Verlagskrise
kaum ein Verleger für dieses Werk, das vor allem doch Österreicher angeht, finden
lassen. Ich denke, daß es in Wien erscheinen muß, und habe zunächst dafür den