Batka, Richard: Brief an Wilhelm Kienzl. Wien, 17.8.1919
Wiener
Allgemeine Zeitung.
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Wien, am 17. August 1919.
XIII Hügelg. 7
Verehrter Meister!
Sie fragen mich, warum ich nichts sende, und es ist mir peinlich Ihnen
darauf zu antworten. Sie wissen, wie aufrichtig und warm meine Verehrung
für Sie als Künstler und Menschen ist. Ich brauche sie hier nicht besonders zu
betonen. Aber mit Ihrem Verleger kann ich mich nicht verständigen. Ich
kann nicht weiter gehn als ich gegangen bin, ich habe ihm erklärt, daß ich
in diesen Zeiten von der Hand in den Mund lebe und nicht ohne einen Vor-
schuß mich an diese Arbeit machen kann. Er aber ist harthörig oder stellt
sich so, und pocht darauf, daß aus Berlin ein ausgezeichnetes Textbuch für Sie
bereit liegt im detaillierten Szenarium. Habeat sibi , sage ich mir und nichts
liegt mir ferner als mich aufzudrängen. Beim "Kuhreigen" habe ich kein Buch=
honorar bekommen. Gut, ich war ihm fremd. Aber bei der zweiten Oper
kann sich das doch natürlich nicht wiederholen. Jetzt habe ich doch mindestens
ein Recht, einen mir die Arbeit ermöglichenden Vorschuß auf das Honorar
zu verlangen. Tut er's nicht, scheint ihm meine Arbeit nicht so viel wert,