Telfs 18./7. 1930
Lieber sehr verehrter Herr Rößler!
Als Mitempfängerin u. Mitgenießerin
Ihrer lieben, uns so wertvollen, Briefe danke auch ich Ihnen
herzlich für Ihre beiden letzten Schreiben. Aber es tut
uns weh dass Sie auf Idÿll, Sommerfrische u. Erholung
hinauf die bittere Enttäuschung mit der Zeitung
erleben mussten die Ihnen wieder länger Kränkung
u. jedenfalls auch Sorge brachte; nur zu gut verstehen
wir das; möchten Sie bald viel besseren Ersatz für Ihre
Tätigkeit bei den W.N.N u. entsprechend bessere Wertung
für dieselbe finden!! Uns ahnte schon Schlimmes als wir
die Voranzeigen über die bevorstehenden „Änderungen”
bei der W.N.N in der „Dötz.” (die Andreas von der Heimatwehr
aus zugeschickt bekommt,) lasen. Der Name „Gilbert in der
Maur” den wir vom deut[sch]freiheitl. Tirol. Blatt: „Alpenland”
her kannten, dünkte uns kein gutes Omen - u. es hat
sich auch bewahrheitet. Das Blatt (W.N.N) ist seit der
„Umgestaltung” nicht mehr zu kennen - nirgendst eine
Spur von „Geist” noch von geistigen u. künstlerischen
Interessen; wie vermissen wir Ihre Kritiken u.
Feuilletons verehrter Herr Rößler! Wieviel geben
uns diese u. wie lebhaft vermittelten Sie uns von den künstler.
u. geistigen Strömungen in unserer (auch als Kunstmittel=
punkt genommenen) Hauptstadt; ich bestelle die Zeitung
mit der entsprechenden Erklärung nächstens ab u.
bin überzeugt, dass viele andre Leser desselben die
Freude daran verloren haben u. auch davon „abfallen”.
― Mit dem Ekart ist's auch ein „Gschlump” er nützt
die Künstler in sehr unschöner Weise aus, längst schon treibe
ich dazu, dass Ander H. Luser einmal gehörig schreibt -
aber mein lb. Gespons stellt ob solcher „Schwerarbeit” immer
die Borsten auf u. streikt - lieber ärgert u. grämt er sich
- schlimm ist dass ihm Franz Kranewitter immer vorredet „Es
nutzt ja doch alles nix” er kommt so ganz in das passive
Fahrwasser u. lässt sich ausnützen; vielleicht kriege ich
ihn aber nun doch einmal am Schopf zum Schreiben - er
vergisst eben glücklicherweise im Arbeiten wieder alles Verdrießliche
[seitlich links:]
u. Zuwidere u. schafft drauf los; es ist ja ein Glück dass es so ist u. Gott möge es so lassen; wenn wir
gesund sind sind wir doch zufrieden u. von den gemeinen Alltagssorgen spürt er nichts od. fast nichts - aber
glauben Sie mir lieber Herr Rößler ich habe fest zu kratzen u. bin nicht auf Rosen gebettet - es sind wirtschaftlich
elende Zeiten. Giengs besser - o wir möchten so gern ein bisl fort „in die Welt - manchsmal drückt die Enge hier auch sehr
Seien Sie u. Ihre liebe Gemahlin von Herzen gegrüßt! Ihre Maria E.
Lieber sehr verehrter Herr Rößler!
Als Mitempfängerin u. Mitgenießerin
Ihrer lieben, uns so wertvollen, Briefe danke auch ich Ihnen
herzlich für Ihre beiden letzten Schreiben. Aber es tut
uns weh dass Sie auf Idÿll, Sommerfrische u. Erholung
hinauf die bittere Enttäuschung mit der Zeitung
erleben mussten die Ihnen wieder länger Kränkung
u. jedenfalls auch Sorge brachte; nur zu gut verstehen
wir das; möchten Sie bald viel besseren Ersatz für Ihre
Tätigkeit bei den W.N.N u. entsprechend bessere Wertung
für dieselbe finden!! Uns ahnte schon Schlimmes als wir
die Voranzeigen über die bevorstehenden „Änderungen”
bei der W.N.N in der „Dötz.” (die Andreas von der Heimatwehr
aus zugeschickt bekommt,) lasen. Der Name „Gilbert in der
Maur” den wir vom deut[sch]freiheitl. Tirol. Blatt: „Alpenland”
her kannten, dünkte uns kein gutes Omen - u. es hat
sich auch bewahrheitet. Das Blatt (W.N.N) ist seit der
„Umgestaltung” nicht mehr zu kennen - nirgendst eine
Spur von „Geist” noch von geistigen u. künstlerischen
Interessen; wie vermissen wir Ihre Kritiken u.
Feuilletons verehrter Herr Rößler! Wieviel geben
uns diese u. wie lebhaft vermittelten Sie uns von den künstler.
u. geistigen Strömungen in unserer (auch als Kunstmittel=
punkt genommenen) Hauptstadt; ich bestelle die Zeitung
mit der entsprechenden Erklärung nächstens ab u.
bin überzeugt, dass viele andre Leser desselben die
Freude daran verloren haben u. auch davon „abfallen”.
― Mit dem Ekart ist's auch ein „Gschlump” er nützt
die Künstler in sehr unschöner Weise aus, längst schon treibe
ich dazu, dass Ander H. Luser einmal gehörig schreibt -
aber mein lb. Gespons stellt ob solcher „Schwerarbeit” immer
die Borsten auf u. streikt - lieber ärgert u. grämt er sich
- schlimm ist dass ihm Franz Kranewitter immer vorredet „Es
nutzt ja doch alles nix” er kommt so ganz in das passive
Fahrwasser u. lässt sich ausnützen; vielleicht kriege ich
ihn aber nun doch einmal am Schopf zum Schreiben - er
vergisst eben glücklicherweise im Arbeiten wieder alles Verdrießliche
[seitlich links:]
u. Zuwidere u. schafft drauf los; es ist ja ein Glück dass es so ist u. Gott möge es so lassen; wenn wir
gesund sind sind wir doch zufrieden u. von den gemeinen Alltagssorgen spürt er nichts od. fast nichts - aber
glauben Sie mir lieber Herr Rößler ich habe fest zu kratzen u. bin nicht auf Rosen gebettet - es sind wirtschaftlich
elende Zeiten. Giengs besser - o wir möchten so gern ein bisl fort „in die Welt - manchsmal drückt die Enge hier auch sehr
Seien Sie u. Ihre liebe Gemahlin von Herzen gegrüßt! Ihre Maria E.