KARL VON FELNER z.Z. Friedrichsthal b/Schwerin i.M.
den 26.August 1918.
Mein Lieber,
das kam so: ich hatte Deine Nachricht von Deiner
Berliner Reise viel zu spät erhalten. Sie traf hier ein als Du schon ei-
nen Tag in Berlin warst. Dann schrieb ich sofort den Leuten, denen
ich meine Wohnung bis Oktober vermietet habe, sie möchten Dir, wenn
Du persönlich kommst, einen Brief an Dich geben, den ich ihnen mit-
sandte, oder wenn Du anrufst (Du hättest meine Nummer im Telefonbuch
gefunden!), Dir sagen, wo ich bin und dass Du mir eventuell hierher
telegrafierst. Hätte ich gewusst, wo Du in Berlin wohnst (wieder im
Hôtel Frederich?), so hätte ich Dir gleich dorthin Nachricht gegeben.
Ich war wütend, dass ich nichts mehr hörte. Aber das ist nicht zu
ändern und insoferne kein Schaden, als Du bald wiederkommst, und dann
bin ich auch wieder daheim. Aber Du musst mir früh genug schreiben,
für alle Fälle gebe ich Dir meine Telefonnummer: Amt Wilhelm 4897. -
"Bei mir militärisch untergeben", "kommandiert" - Mensch, Du redest
ja wie ein alter Unteroffizier! Was bist Du denn? Und wie komt es,
dass Dir die Literaten und ihr Anhang unterstellt werden? Kannst Du
dem Dramaturgen nicht befehlen, dass er mich spielen lässt? Scherz
beiseite: Du hast also Gelegenheit? Das wäre schön! Und mit Bahr zu
sprechen, wäre natürlich sehr wichtig. Hier ein paar kurze Daten,
die Du dazu brauchen kannst: Von mir aufgeführt ist bisher die Le-
gende "Marienkind" (mit Musik vom Hannele-Musiker und Schwager Gerhart
Hauptmanns Max Marschalk) in Meiningen und Bremerhaven; und "Der
Froschkönig, ein Brunnenmärchen", in Bremerhaven; überall mit Mords-
erfolg. In diesem Winter kommen noch andere Bühnen und Stücke dran,
leider müssen aber etliche Bühnen, die meine Märchenspiele angenommen
haben, sie auf nächstes Jahr verschieben, wegen Mangels in allen Ecken.
Ich schike Dir heute mein zuletzt beendetes Stück "Rapunzel, ein Gar-
tenmärchen"; von den anderen Stücken habe ich augenblicklich, da die
MSs alle bei den Bühnen kursieren, kein einziges verfügbares Exemplar.
Sobald Du mir aber schreibst, dass Du sie notwendig brauchst, werde
ich sehen, sie locker machen zu können; eventuell sind bis dahin schon
ein paar Exemplare wieder zurückgekommen. Also, lieber Alter, schau
halt zu, dass wir endlich auch auf einen grünen Zweig kommen. Ich
kanns in jeder Hinsicht so notwendig brauchen! - Dann was ists mit
dem Avalun-Verlag. Der Name ist wunderschön - ich hätte ihn gerne auf
meine Stücke gedruckt. Ist denn vielleicht die Möglichkeit, dass meine
Märchen dort gedruckt erscheinen? Oesterheld muss aber den Bühnenver-
trieb behalten. Bitte schreibe mir umgehend, ob man an den Verlag mit
Aussicht auf Erfolg herantreten kann? Eventuell soll das "Rapunzel"
dann gleich zur Einreichung dienen. Kurz gesagt: im ganzen sind es
elf Märchenspiele in einem Zyklus, deren Titel Du im "Rap".Expl ganz
vorne findest. Fertig davon sind bis heute die Nrn. 1, 2, 3, 5, 6,
7 und 11; sieben im Ganzen also. Wenn Du so viel vermagst und sich mein
Unternehmen irgend in den Verlag einpassen lässt, so tu doch etwas bitte
te. Du wei t ja, wielange ich schon auf eine endliche Erlösung in den
Druck warte!Sei aber so gut, und antworte mit zwei Worten nur, ob ja
oder nein; dann zöge ich allerhand Anknüpfungen, die mich noch zu
nichts verpflichten zurück zu Gunsten des Av.-Verl.
Das Brühlamnn-Büchel habe ich nicht erhalten; es geht soviel
jetzt verloren. Schicke mirs nocheinmal eingeschrieben (es gehe auf
Verlagskosten etwa unter der Rubrik RezensionsExpl!), das ist das ein-
zig sichere Mittel heute. Hoffentlich kommt der angekündigte dicke
den 26.August 1918.
Mein Lieber,
das kam so: ich hatte Deine Nachricht von Deiner
Berliner Reise viel zu spät erhalten. Sie traf hier ein als Du schon ei-
nen Tag in Berlin warst. Dann schrieb ich sofort den Leuten, denen
ich meine Wohnung bis Oktober vermietet habe, sie möchten Dir, wenn
Du persönlich kommst, einen Brief an Dich geben, den ich ihnen mit-
sandte, oder wenn Du anrufst (Du hättest meine Nummer im Telefonbuch
gefunden!), Dir sagen, wo ich bin und dass Du mir eventuell hierher
telegrafierst. Hätte ich gewusst, wo Du in Berlin wohnst (wieder im
Hôtel Frederich?), so hätte ich Dir gleich dorthin Nachricht gegeben.
Ich war wütend, dass ich nichts mehr hörte. Aber das ist nicht zu
ändern und insoferne kein Schaden, als Du bald wiederkommst, und dann
bin ich auch wieder daheim. Aber Du musst mir früh genug schreiben,
für alle Fälle gebe ich Dir meine Telefonnummer: Amt Wilhelm 4897. -
"Bei mir militärisch untergeben", "kommandiert" - Mensch, Du redest
ja wie ein alter Unteroffizier! Was bist Du denn? Und wie komt es,
dass Dir die Literaten und ihr Anhang unterstellt werden? Kannst Du
dem Dramaturgen nicht befehlen, dass er mich spielen lässt? Scherz
beiseite: Du hast also Gelegenheit? Das wäre schön! Und mit Bahr zu
sprechen, wäre natürlich sehr wichtig. Hier ein paar kurze Daten,
die Du dazu brauchen kannst: Von mir aufgeführt ist bisher die Le-
gende "Marienkind" (mit Musik vom Hannele-Musiker und Schwager Gerhart
Hauptmanns Max Marschalk) in Meiningen und Bremerhaven; und "Der
Froschkönig, ein Brunnenmärchen", in Bremerhaven; überall mit Mords-
erfolg. In diesem Winter kommen noch andere Bühnen und Stücke dran,
leider müssen aber etliche Bühnen, die meine Märchenspiele angenommen
haben, sie auf nächstes Jahr verschieben, wegen Mangels in allen Ecken.
Ich schike Dir heute mein zuletzt beendetes Stück "Rapunzel, ein Gar-
tenmärchen"; von den anderen Stücken habe ich augenblicklich, da die
MSs alle bei den Bühnen kursieren, kein einziges verfügbares Exemplar.
Sobald Du mir aber schreibst, dass Du sie notwendig brauchst, werde
ich sehen, sie locker machen zu können; eventuell sind bis dahin schon
ein paar Exemplare wieder zurückgekommen. Also, lieber Alter, schau
halt zu, dass wir endlich auch auf einen grünen Zweig kommen. Ich
kanns in jeder Hinsicht so notwendig brauchen! - Dann was ists mit
dem Avalun-Verlag. Der Name ist wunderschön - ich hätte ihn gerne auf
meine Stücke gedruckt. Ist denn vielleicht die Möglichkeit, dass meine
Märchen dort gedruckt erscheinen? Oesterheld muss aber den Bühnenver-
trieb behalten. Bitte schreibe mir umgehend, ob man an den Verlag mit
Aussicht auf Erfolg herantreten kann? Eventuell soll das "Rapunzel"
dann gleich zur Einreichung dienen. Kurz gesagt: im ganzen sind es
elf Märchenspiele in einem Zyklus, deren Titel Du im "Rap".Expl ganz
vorne findest. Fertig davon sind bis heute die Nrn. 1, 2, 3, 5, 6,
7 und 11; sieben im Ganzen also. Wenn Du so viel vermagst und sich mein
Unternehmen irgend in den Verlag einpassen lässt, so tu doch etwas bitte
te. Du wei t ja, wielange ich schon auf eine endliche Erlösung in den
Druck warte!Sei aber so gut, und antworte mit zwei Worten nur, ob ja
oder nein; dann zöge ich allerhand Anknüpfungen, die mich noch zu
nichts verpflichten zurück zu Gunsten des Av.-Verl.
Das Brühlamnn-Büchel habe ich nicht erhalten; es geht soviel
jetzt verloren. Schicke mirs nocheinmal eingeschrieben (es gehe auf
Verlagskosten etwa unter der Rubrik RezensionsExpl!), das ist das ein-
zig sichere Mittel heute. Hoffentlich kommt der angekündigte dicke