lange Zeit, um uns davon zu erholen u. Franz hat nicht
soviel zuzusetzen. Davon schreiben wir Papa natürlich nichts,
sondern teilen ihm nur mit, dass es des Semesters wegen
nicht geht. - Von Euch hätte ich ja doch herzlich wenig, das
haben wir ja im April wieder gesehen. -
Die letzten Tagen waren wieder sehr schwer. Gestern vor einem
Jahr ist das geliebte Kind auf Nimmerwiederkehr abgereist.
An solchen Tagen lebt jede Minute neu auf u. dazu kommen
die qualvollen Sebstvorwürfe, was man versäumt oder falsch
gemacht hat. Es ist merkwürdig, nachträglich zu entdecken, dass
bei aller bewussten Angst im Unterbewusstsein doch der
feste Glaube schlummerte, es werde nichts passiren. - Auf
der Reise hat mich doch keinen Augenblick, der Gedanke an
ihn verlassen, der jetzt Alles doppelt genossen hätte nach den
schrecklichen Entbehrungen. Franz hat ja auch ein so lebhaftes
Empfinden für alles Schöne u. kann es noch mehr ausdrücken,
aber gerade Hold's stille Art zu geniessen, war ein so wohl-
tuendes Gegengewicht. -
Wir müssen jetzt doch ernstlich dran denken, 2 Zimmer
zu vermieten, erstens um die Zwangseinquartirung zu ver-
meiden u. dann um die Miete zu verringern. Wir werden
den Salon u. eines von den Hinterzimmern abgeben. Hoffent-
lich bekommen wir Jemanden den wir kennen. -
Nun muss ich aufhören. Lasst bald wieder von Euch
hören. Eure Karte nach Hintersee bekam ich hierher nachgeschickt.
Die Themen des Kollegs sind ja sehr interessant u. originell.
Seid tausend Mal gegrüsst von Eurer
Alice