RUDOLF HANS BARTSCH
ST. PETER B GRAZ, ROSENGASSE 21
und Wien VIII.Hamerlinplatz 7.
ST. PETER, am 18. Februar 1931.
An das Richterkollegium für den Literaturpreis
der Stadt Wien 1931 .
Bittere Sorge ist es , die mich zum erstenmale in meinem Leben
bewegt , um einen Literaturpreis einzureichen , den ich bisher stets är=
meren Kollegen mit Freuden gönnte !
Meine Jahresabrechnung für 1930 schloß mit der, mich sehr bedrücken=
den Schuldenlast von 5700 Mark . Gleichzeitig mit dieser Hiobspost meines
Verlages teilte mir der behandelnde Arzt meiner beiden Töchter Brigitte
und Annemarie , Dr. Ladenbauer in Wien, mit , daß jede von ihnen an beider=
seitiger, tuberkulöser Infiltration der Lungen erkankt wäre .Da ich hier
in Sankt Peter nur eine kleine Arbeitsstätte habe und in Wien wohnhaft bin,
( VIII.Hamerlingplatz 7 ) so bin ich außerstande , sie auch nur in gesunde
und reine Landluft , geschweige denn in ein,ihnen so notwendiges Höhensana=
torium zu bringen ! Der Literturpreis meiner Heimatstadt Wien ( mein Vater
war Wiener und wie ich in Waldkirchen , Niederösterreich ,Bez.Horn,zustän=
dig), würde meine Sorgen erheblich erleichtern helfen und mir neuen Mut ge=
ben , für meine armen Kinder weiterzuschaffen .
Grade im vergangenen Jahre habe ich ein kleines „Hohelied“ auf meine
Heimat Wien in meinem Roman „die Verfüherin“ gesungen ; ein Buch , das in
Amerika so gut gefiel , daß mir die dortige „Mark Twain society“ die Ehren=
Vizepräsidentenschaft antrug . Zudem verweise ich auf meine übrigen Werke
in den letzten fünf Jahren , die mit Ausnahme meines Schopenhauerromans
alle der Ehre Östreichs dienen . Ich hatte das Unglück , mit meinen ganz
großen Bucherfolgen (bei Staackmann über eine Million , bei Ullstein und
der deutschen Buchgemeinschaft etwa 1 1/2 Millionen Exemplare) grade in
ST. PETER B GRAZ, ROSENGASSE 21
und Wien VIII.Hamerlinplatz 7.
ST. PETER, am 18. Februar 1931.
An das Richterkollegium für den Literaturpreis
der Stadt Wien 1931 .
Bittere Sorge ist es , die mich zum erstenmale in meinem Leben
bewegt , um einen Literaturpreis einzureichen , den ich bisher stets är=
meren Kollegen mit Freuden gönnte !
Meine Jahresabrechnung für 1930 schloß mit der, mich sehr bedrücken=
den Schuldenlast von 5700 Mark . Gleichzeitig mit dieser Hiobspost meines
Verlages teilte mir der behandelnde Arzt meiner beiden Töchter Brigitte
und Annemarie , Dr. Ladenbauer in Wien, mit , daß jede von ihnen an beider=
seitiger, tuberkulöser Infiltration der Lungen erkankt wäre .Da ich hier
in Sankt Peter nur eine kleine Arbeitsstätte habe und in Wien wohnhaft bin,
( VIII.Hamerlingplatz 7 ) so bin ich außerstande , sie auch nur in gesunde
und reine Landluft , geschweige denn in ein,ihnen so notwendiges Höhensana=
torium zu bringen ! Der Literturpreis meiner Heimatstadt Wien ( mein Vater
war Wiener und wie ich in Waldkirchen , Niederösterreich ,Bez.Horn,zustän=
dig), würde meine Sorgen erheblich erleichtern helfen und mir neuen Mut ge=
ben , für meine armen Kinder weiterzuschaffen .
Grade im vergangenen Jahre habe ich ein kleines „Hohelied“ auf meine
Heimat Wien in meinem Roman „die Verfüherin“ gesungen ; ein Buch , das in
Amerika so gut gefiel , daß mir die dortige „Mark Twain society“ die Ehren=
Vizepräsidentenschaft antrug . Zudem verweise ich auf meine übrigen Werke
in den letzten fünf Jahren , die mit Ausnahme meines Schopenhauerromans
alle der Ehre Östreichs dienen . Ich hatte das Unglück , mit meinen ganz
großen Bucherfolgen (bei Staackmann über eine Million , bei Ullstein und
der deutschen Buchgemeinschaft etwa 1 1/2 Millionen Exemplare) grade in