Kienzl, Wilhelm: Brief an Lili Kienzl. Wien, 8.5.1919
Verhältnisse teils allgemeiner (aus
den Zuständen der Gegenwart entsprin-
gend), teils persönlicher Art, so
die sehr umständliche Einbekennung
für die Vermögensabgabe, zu der ich die
Bankausweise aus Graz u. Wien ab-
warten mußte u. die ich persönlich
der Steuerbehörde vorlegen muß, dann
meine unglückselige Wurzelbehandlung
beim Zahnarzt, die sich leider auf Wochen
erstrecken wird [allerdings kann ich in-
zwischen aussetzen u. nach Gmunden
kommen, muß aber dann die Sache fort-
setzen, wenn ich den Zahn nicht verlieren
will; dazu benütze ich dann eben die Juni=
Woche, die ich für die „Evangelimann“=
Aufführung noch hier verbringen muß.
Dann war ich in den letzten Tagen nicht
recht wohl (Darmzustände u. ganz leich-
tes Fieber), so dass ich mich auf einer
Reise hätte gründlich verderben können.
Heute bin ich übrigens schon fast ganz wohl
(kannst völlig ruhig sein!), der gestrige
Liederabend u. der darauf folgende sehr
erquickende Nachtschlaf, der mich zu ziem-