Kienzl, Wilhelm: Brief an Lili Kienzl. Wien, 8.5.1919
II zum Briefe vom 8. Mai 1919.
wie ich Deine Schmucksachen bei der Vermö-
gensangabe bezeichnen u. bewerten soll.
Bei der betreffenden Behörde sagte man
mir, dass jeder kleinste Gold=Gegenstand,
z. B. die Uhrkette, jeder Ring (außer dem Ehe-
ring) genau angegeben werden muß. Aus
welchem Material ist Dein alter groß-
mütterlicher Schmuck? Ich hoffe, dass ich
ihn als „Antiquität“ bezeichnen kann.
Alle anderen Wertsachen u. Juwelen
hat man nur dann zu nennen, wenn sie
den Wert von 2000 Kronen überschreiten.
Die Wohnung könnte ich jetzt keinesfalls
noch abmontieren, da mir dazu die Zeit
fehlt - weil ein Tag zu wenig ist!
Es wird dann alles nach Deinem Wunsche
gehen: Pelzaufbewahrung etc. Meine
Kleider nach Gmunden mitzunehmen,
wäre heller Wahnsinn, da ich ja kein
großes Gepäck mitnehmen will (aus
Angst vor Beraubung) u. mir hier mein
Schneider alles gut u. preiswürdig
macht. Ich möchte auch Dir vorläufig
nur das Allerdringendste mitbringen, weil