Kienzl, Wilhelm: Brief an Lili Kienzl. Wien, 8.5.1919
ich ja in meinem Handgepäck nur
sehr wenig Platz habe. Die ganz wertlosen
alten Zuckerkartons Ida's mitzuneh-
men ist untunlich, da sie ja in ganz
zerfetztem Zustande ankamen; die
Leinwand hingegen bringe ich sicher
mit. Was in den 3 von Dir gekauften
Flaschen (per Liter 8 1/2 Kronen) darin war, schreibst
Du nicht!! Bin gespannt darauf. Der Lo-
denanzug ist längst in Stand gesetzt.
Seife (gute) habe ich durch Marie kaufen
lassen - zufällig ergab sich eine günstige
Gelegenheit. Hier ist alles in schönster
Ordnung u. Reinlichkeit, die Betten
stets gut gelüftet etc. Alles glänzt!
Eine große Sorge ist für mich das Pe-
troleum für den Sommer. Wo werden
wir es hernehmen. Im Notfalle müssen
wir Kerzen brennen u. früh aufstehen
u. früh schlafen gehen.
Wie aber werden wir die Lebensmittel,
die Du aufgestapelt hast, von Gmunden
nach Aussee hinüberbringen, dass sie
uns nicht konfiszirt werden??-
Ja, das ist eine schwere Zeit. -