Kienzl, Wilhelm: Brief an Lili Kienzl. Wien, 8.5.1919
Dein Zug Wien-Gmunden ist für mich
kaum benützbar, denn ich müßte um 3 1/2
Uhr aufstehen u. mit dem schweren Hand-
gepäck zu Fuß zum entfernten Westbahn-
hof gehen, weil man sich mindestens
2 Stunden auf dem Bahnsteig anstellen
muß, um einen Sitzplatz zu ergattern!
Da fahre ich lieber die ganze Nacht durch,
was ja allerdings auch kein Vergnügen
genannt werden kann. Beifolgend
ein Programm vom Konzert.
Die 10000 Kronen sind noch immer nicht
angekommen. Ich wollte sie - so wie
Du schreibst - bei mir verwahren; wenn
sie aber kommen, während ich von Wien
fort bin, weiß ich nicht, wie ich's machen
soll. Denk' Dir: ich hab' schon wieder
einen Treffer gemacht; mit dem zweiten
Viertellos der Klassenlotterie hab' ich 50
Kronen gewonnen! -
Drei Trauerfälle muß ich melden:
Prof. Mahnert's Frau ist in Graz plötzlich
gestorben. Vor ein paar Tagen starb hier
der alte Leitner (Aussee!). Vielleicht
kondolierst Du die Witwe: Wien I, Reichs-
ratstraße 29, oder die Tochter Ella Auspitz,
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