Kralik, Richard: Brief an Enrica von Handel-Mazzetti. Wien, 17.12.1931
[gestrichen:
Niemand ein Unrecht, wo ichs kann, zu tun,
In der gebotnen Arbeit nicht zu ruhn.
Habt also mit mir Nachsicht treu und offen,
Wie ich von Gott auch will auf Nachsicht hoffen.
Solche Verse bei jeder Gelegenheit beruhigen auch mich, und das
genügt ja. Dazu haben wir die Poesie.
Sonst erlaubt mir mein Gesundheitszustand und meine
Altersbeschwerden keine größeren Arbeiten. Auch]
Das Bewußtsein,
so viel Ungedrucktes liegen zu haben, ist nicht geeignet mich zu
neuem Ungedruckten anzuregen. Aber wie Florestan im Kerker
singt: „Ein süßer Trost ist mir geblieben: meine Pflicht hab ich getan.“
Ein anderer Trost ist mir Ihre Freundschaft und Ihr nach-
sichtiges Wohlwollen. Möge mir das erhalten bleiben! In gleichem
Sinne grüßt Sie meine Frau, die ja mit mir in allem und
jedem ganz eins ist.
Freuen Sie sich Ihres wohlverdienten Ruhmes, an dem
wir andern uns auch mitfreuen mit dem Wunsch, ihn nach Kräften
vermehren und befestigen zu können.
In treuer Verehrung
Richard Kralik