Kosel, Hermann Clemens: Postkarte an Arthur Roessler. Wien, 2.7.1926
Stillen Leben in Venedig, und hier ist die psychologische Feinheit zu
loben, mit der der Autor die keusche deutsche Schwerfälligkeit Dürers zu
der Glutenfülle seiner Umgebung gestellt hat ... So erscheint hier das
Einzelleben zum Typus erhoben, ein Vorgang, der das Ziel jeder echten Kunst sein soll ...“
Dr. Hohlbaum in der „Neuen freien Presse“, Wien.
„Mit gewissenhafter historischer Treue, die schon den ersten Band
auszeichnet, entwirft Kosel ein Bild der italienischen Kunststadt, seiner
Kultur und Kunst überhaupt. Scharf herausgearbeitet treten besonders zwei
Vertreter vor uns hin, Tizian und Marcantonio, der eine die Ver=
körperung der Vorzüge, der andre die der Nachteile und Schattenseiten
welschen Wesens ... Durch diese Welt des Lasters, aber auch des farben=
frohen Lebens schreitet der deutsche Meister, wie Christus durch die Epoche
des absterbenden Heidentums. Hier ist es Kosel sehr schön gelungen,
uns die beiden Seelen in Dürers Brust, den farbenhungerigen Künstler,
der Leben und Sonnenlust wie das tägliche Brot braucht, und den reinen
Menschen zu erklären und zu deuten.“ Deutsche Zeitg. „Bohemia“, Prag.
„In echt dramatischer Steigerung zieht das Leben des großen Meisters
vorüber, und was dickleibige Biographien nicht vermögen, hat die Schöp=
fung eines Dichters zuwege gebracht, dem es gegeben, hinter dem Werke
eines Großen zu lauschen. Und wenn er es verstanden, uns das be=
wegte Leben des Meisters, der sich aus eigener Macht zur Sonnenhöhe
emporschwang, so ausdrucksvoll zu schildern, so mag in dem Umstande,
daß Kosel selbst zu den 'Eigenen' zählt, zu jenen Kraftnaturen, die trotz
der heftigsten Stürme des Lebens ihrem Ziele zueilten, das Geheimnis
des Erfolges liegen ... Erst jetzt ist die mysteriöse Brücke von der Seele
der dargestellten Figuren zum Beschauer geschlagen, und ich erkenne
wahrhaftig, daß die Kunst die Schrift des Lebens ist.“
Prof. F. Lange in „Wiener Journal“.
„... Alles ist lebendig in diesem großen Dürer=Roman, jeder dieser
Menschen strotzt von Saft und Blut, von den Augen eines Künstlers
gesehen, hat Farbe und Gestalt ... Über allen Reiz des Stofflichen hinaus
ist dieser Roman ein sprechender Beweis für die große Gestaltungskraft
Kosels. Alles wirkt echt, man merkt es, daß der Autor den schriftlichen
Nachlaß Dürers mit großer Liebe durchgearbeitet hat, daß es ihm ge=
lungen ist, sich tief in die gärende, unklare Zeit zu versenken, an derem
Himmel bereits die Gestalt des Wittenberger Mönchs auftaucht ... Der
Auftakt zur Feier des vierhundertsten Todestages Dürers scheint mit
Kosels großangelegtem Werk gegeben zu sein ... Mit dieser Trilogie dürfte
das deutsche Schrifttum um vieles reicher geworden sein.“
R. M. Müller=Guttenbrunn
im „Neuen Wiener Tagblatt“, Feuilleton.
Von Herm. Cl. Kosel erscheint demnächst im gleichen Verlage:
MICHELANGELO
ROMAN EINES TITANEN
Ein kräftiges, farbenglühendes, dramatisch bewegtes Lebensbild
des größten Barock=Meisters. Wuchtig prallt Zorn und Trotz des
Titanen mit der päpstlichen Gewalt zusammen und zeigt den Auf=
stieg des Meisters, in schweren Hemmungen ertrotzt, zeigt sein freu=
denarmes Leben, sein qualvolles Schaffen und sein liebedürstendes
Herz, das ohne Erfüllungen vereinsamte. In großen prunkvollen
Bildern rollt sich das kunst= und revolutionshistorische Geschehen
ab, an dem Michelangelo so großen Anteil nahm. Dieser Roman
begleitet den Meister bis zu seinem Tode. Der starke Band ist mit
vielen Bildern nach Werken des Meisters versehen und ein wert=
volles Geschenkwerk.
Berlin / Verlag von Rich. Bong / Leipzig