Lach, Fritz: Brief an Arthur Roessler. Wien, 24.5.1928
Ak. Maler Fritz Lach
Wien, 4. Starhemberggasse 39
Wien, 24. Mai 1928.
Sehr geehrter Herr Roessler!
Ihr prachtvolles Feuilleton „Zur Krise in der bil-
denden Kunst “ hat es mir vollends angetan und ich las es an-
dachtsvoll,wie ein Evangelium. Sie sind der erste,der das auf-
zeigt,was wirklich besteht,der erste,der dem florierenden Dilet-
tantismus und der Auchkünstlerschaft entgegentritt und erschöpf-
end und schonungslos alle Momente beleuchtet,die die Ursache
der grossen Not in der Künstlerschaft und des langsamen Nieder-
gangs der Kunst selbst geworden sind. Noch nie und bei nie-
mand fand ich in Essays über die Kunst ein so ausgezeichnetes
Verständnis für die diesbezüglichen Fragen und eine so mutige
Auseinandersetzung mit der Künstlerschaft,der Kunstform und ihren
Verirrungen und dem Dilettantismus. In der Tat,es ist so wie Sie
sagen,Wort für Wort. Auch der von Ihnen für eine Besserung der
Verhältnisse vorgezeichnete Weg scheint mir der einzig gangbare
und einen langsamen Erfolg versprechende zu sein. Gestatten Sie
mir,verehrtester Herr Roessler,dass ich Ihnen mein Kompliment ma-
che.
Im Albrecht Dürer Bund habe auch ich den Standpunkt
eingenommen,dass die Zeit vom Künstler die ernsteste Arbeit for-
dert und dass bei der Auswahl der Werke zu einer Ausstellung nicht
streng genug vorgegangen werden kann. Die Ausstellungen einer be-