Kapralik, Eduard: Brief an Arthur Roessler. o.O., 29.10.1918
einen Menschen mit zwei Kindern Grund genug, deprimiert zu werden. Ja, das kleine
Einzelschicksal bleibt doch dem die Hauptsache, den es angeht.
Ich gratuliere Ihnen, daß es Ihnen gelungen ist, Ihren Grippeteufel alkoholisch zu
vertilgen. Was heißt das: Wechsel des Amtslokals? Sind Sie vom Militär frei ge-
kommen und haben Sie Archiv sammt Donauland abgeschüttelt? Wie konnten Sie nur
auf die Idee kommen, daß „Donauland” mich verstimmt hätte! Sind Sie dort am
Ende gar selbst kleinlich geworden? Donaulandartikel ist mir so wurscht wie
alles andere, das ich in dieser Art schreibe, die Striche, zu denen ich mich doch ohne
Widerspruch sofort entschlossen hatte, haben der Arbeit nur genützt. Nur die Illu-
strationen sind - bis auf die beiden Tafeln - ziemlich schäbig, was mir Hell-
mers wegen unangenehm war. Aber darum kann ich doch nicht mit Ihnen
schmollen!
Zwischen uns Beiden ist von mir aus gar nichts getreten als meine Unzufriedenheit
mit mir selbst, die mich von Allen und Allem verscheucht, und mit der ich die
Anderen, die mit sich selbst genug zu schaffen haben, verschonen möchte. Sie,
lieber Freund, haben mich zum Reden gebracht, jetzt haben Sie die Bescherung.
Herzlichst
Ihr alter
-ik.
29. Oktober, 1918.