Lucka, Emil: Brief an Franz Servaes. Wien, 14.12.1925
Meine Bank, von der ich die geringe
Pension beziehe, hat Pleite gemacht – keine
auffallende Erscheinung – und eine Zeit lang schien
die Pension gänzlich in Frage gestellt, nun hat die
Sache aber eine bessere Wendung genommen und
ich soll mit den anderen Pensionisten, wenigstens
bis auf weiteres, an die staatliche Pensionsanstalt
überwiesen werden, so dass ich nichts verliere.
Ich trage mich mit dem Plan, Anfang
Mai nach Paris zu fahren, wo ich noch nie
gewesen bin, und dort und in Nordfrankreich etwa
einen Monat zu bleiben. Hast Du nicht etwa Lust,
dort mit mir zusammenzutreffen? Es wäre gewiss
ganz schön. Billiger als Berlin.
So, nun habe ich Dir eigentlich nichts
mehr zu melden! Es wäre mir eine riesige Freude,
wenn wir uns einmal wieder gemütlich gegenübersitzen
könnten, und wenn ich bei dieser Gelegenheit Deine Frau
kennen lernte. Indes bitte ich Dich, sie noch immer
unbekannter Weise von mir zu grüßen und Dich selbst auch!
Bitte schreib mir bald, wenn auch nur eine Karte!
Herzlichst Dein
Emil Lucka