[andere Hand:] 126
Wien, 10. April 1934
Mein lieber Freund!
Sei bitte nicht ungehalten, dass ich
Deine letzte Karte nicht beantwortet habe, ich dachte immer,
Du würdest mir über Deine neuen Lebensverhältnisse
noch mehr schreiben, nun kommt mahnend und gerecht
Dein kurzer Brief - Dank für beides! Dein Lebens=
rahmen und Deine ganze Existenz sind nun sehr ver=
ändert, wie wünsche ich, dass die neue schöne Arbeit, die
Du andeutest - Rembrandt am Ende? - Dich ganz
in Beschlag nehme und in dem einzigen schönen
Reich, das es gibt, in dem des Geistes, festhalte. Wie
steht es nun mit Deinem Plan, nach Dalmatien zu
reisen? Jetzt ist wohl die rechte Zeit dazu, Du
wirst an dieser wilden Felsenküste ganz neue
und von Italien sehr abweichende Eindrücke ge=
winnen.
Ich bereite mich schon ¼ Jahr lang, wie
Du weist, auf eine niederländische Reise vor, lerne
auch schon holländisch und alles war im Kopf fertig,
der 4. Mai als Tag der Abfahrt festgesetzt; da packte
mich ein Übel, mit dem ich mich auch voriges Jahr
im Frühling und Sommer herumschlagen musste: ich
bekam vorige Woche einen Furunkel im Gesicht, und
leider lehrt die Erfahrung, dass einer von diesen erfreulichen