Lucka, Emil: Brief an Franz Servaes. o.O., 31.3.1932
der über die wenigen Wiener Kunsterreignisse zu
berichten hat, so möge man meiner gedenken!
Vergeblich habe ich im Wuste der
Goethebücher nach Deinem ausgespäht! So ist es also
nicht zur rechten Zeit fertig geworden? Das kränkt
mich sehr, denn jetzt wird wohl für längere Zeit
kein Interesse mehr für Goethe zu finden sein, das
fürchte ich leider. Überhaupt sieht es mit der Herausgabe
von Büchern schlimm aus! Man weigert sich sogar,
ein Manuskript zur Prüfung zu übernehmen -
niemand hat den Mut zu Neuem!
Du weißt, dass Dagny so lieb war,
uns bei ihrer Wiener Anwesenheit zu besuchen, wir
haben uns beide sehr gefreut, sie ist so lieb und
natürlich wie je, auch sie nicht sehr zufrieden mit
dem Lauf der Dinge - sehr begreiflich!
Seither war meine Frau krank,
Lumbago heißt es, sehr böse Rückenschmerzen, eine
Form der Grippe, die häufig auftritt, nun aber
ist sie wieder so gut wie gesund. Und Du und
Deine vergnügte Tilly? Hoffentlich seid Ihr beide
ganz gesund und genießt die Berliner Theater=
Pleite recht ausgiebig? Hier herrscht eine gewisse
heitere Wurstigkeit, man ist auf alles Schlimme
gefasst und macht seine Witze darüber.