Michalek, Ludwig: Brief an Marie von Ebner-Eschenbach. Wien, 7.4.1914
und es freut mich sehr, dass Herr
Schroth mit dem ersten Abguß
vorgelassen wurde.
Aus dem „Altweibersommer“
welches Buch Sie mir so gütig
mit dieser so originellen
köstlichen Wiedmung (um die ich
viel beneidet werde) geschenkt,
habe ich schon Einiges gelesen
– von Ihrem römischen Bildhauer:
wie tieftraurig und doch so erhebend,
dass die Arbeit, die Kunstbegeisterung
den armen Mann wieder gerettet
hat aus tiefster Verzweiflung.
Auch für mich war die Arbeit
damals die Rettung, als ich die
größte Enttäuschung meines Lebens
damals vor 6 Jahren erfuhr, als
ein Anderer mir vorgezogen
wurde bei Besetzung der Lehrkanzel
für graphische Kunst an der
Akademie ―
Gewiss werde ich von dem
Fortschritte der mir übertragenen
Porträt-Radierung nach Schloß
Zdisslawitz berichten. Ich gehe