Preradović, Paula von: Brief an Franz Karl Ginzkey. Sistrans, 16.7.1923
wieder sein. Und darum gebührt Ihnen so inniger
Dank derer, die wunden Herzens um die verlorene
Heimat trauern, weil sie sie noch einmal in dem
wehen Glanz, der ihr eigen war, leuchten lassen.
Ich habe den ganzen Frühling über
ein sehr schlechtes Gewissen Ihretwegen gehabt.
Mein Mann erzählte mir von den freundli-
chen Worten, die Sie über mein kleines Gedicht
in der Weihnachtsnummer der Freien Presse
geäußert haben, ich hatte mich so sehr darüber
gefreut und einem Besuch von Ihrer Seite mit
großer Freude entgegengesehen. Leider war ich
den ganzen Winter und auch noch den Früh-
ling über sehr leidend, überdies standen wir
vor der ersehnten Übersiedlung in eine größere
Wohnung, und dann kam die Übersiedlung
selbst, so daß ich es immer wieder verschieben
mußte, Sie zu uns zu bitten. Ich hoffe nun,
daß Sie uns im Herbst die große Freude ma-
chen werden, uns zu besuchen, wir haben
durch einen märchenhaften Glücksfall in
Döbling eine sehr hübsche Wohnung bekom-
men und unser Stolz ist grenzenlos.
Mein Mann, der eben jetzt für ein kärg-
liches kurzes Urläubchen hier ist, bittet mich,
Ihnen seine Empfehlung auszurichten.
Und empfangen Sie nochmals den
schönsten, herzlichsten, wirklich aus der Tiefe
kommenden Dank für Ihr „Segelschiff”, Ihr
armes [Galesaner] Grautier und für die Spinne
Gurula vom Fort Cassoni vecchi.
Paula Molden-Preradović