Grillparzer, Franz: Brief an Caroline von Pichler. Rom, 9.4.1819
J. N. 1201Rom am 9 Apeil 819.Gnädige Frau!Sie sehen aus der Überschrift, daß ich in Rom, demHauptziel meiner Reise bin. Nach einer beschwerlichenmit mancherlei Anannehmlichkeiten verbundene Fahretrafen wier am verfloßenen Mittroche hier ein. Wassoll ich sagen, was kann ich sagen? Ich bin in einenneuen Welt, und befinde mich darin um so bessen,je weniger die alte nach meinem Same war. DiesesKommen und Gehen, dieses Schauen und Genießen, beiGott' ich könnte mein ganzes Leben so zubringenobwohl nichts dabei heraus kämen, denk' ich.Anfangs war unsere Reise nichts weniger alserfreulich. durch die steyrischen und krainerischenGeborge Tag und Nacht zu fahren, zu einer Zeit wosie noch mit größtentheils mit Schnen bedeckt sindund noch mit der Grüne alles Reitzes entbehren!in Triest ankommen und dort die Pässe zur Fortsetzungder Reise sich verwingert sehen, von dort nach einem2 Tägigen Aufenthalte auf einer elenden Barke nachVenedig übersetzen, der Nächte und 1 Tag durch widrigeWinde auf der Sie gehalten zu werden, die Seekreckheit171