Batka, Richard: Brief an Wilhelm Kienzl. Wien, 17.8.1919
sorgen, falls mir was Menschliches begegnet.
Haben Sie schon mit Weingartner gesprochen, seit er in Währing
das Szepter führt? Schreiben Sie ihm doch ein paar Zeilen! Ich glaube
bei aller stets mit Wärme betonten Gesinnung für Sie, oder gerade
deshalb, will er ein bischen gebeten sein. Wenn er den Kuhreigen
neu studierte oder gar selbst dirigierte, würde das das Prestige
mächtig heben. Wenn Sie das erste Wort in dieser Sache zu ihm ge=
sprochen haben, setze ich meinerseits gerne fort, und ich glaube, er
gibt etwas auch auf meinen Rat.
Bis in die zweite Novemberhälfte bin ich, wie gesagt, belegt. Dann
wäre ich zu intensiver Arbeit frei. Hoffentlich sieht es Weinberger inzwischen ein,
daß die Art, wie er mit mir verfährt, eine in der Person verfehlte ist.
Ich schätze die vielen, vortrefflichen Eigenschaften des Mannes wahrlich nicht ge=
ring, aber er müßte doch erkennen, daß er bei allem Wohlwollen, das
ich gern anerkenne, mich in meinem Wesen verkennt und mich nicht
richtig beurteilt...
Vom ganzen Herzen wünsche ich Ihnen, lieber Meister, einen
guten Sommeraufenthalt. Und wie es auch komme: wir bleiben die
Alten. Mit kräftigem Handschlag darauf bin ich
Ihr verehrungsvoll ergebener
Batka