Goering, Gerd Hans: Brief an Ernst Krenek. o.O., 23.7.1930
das ist ja eigentlich nicht das, was ich zu wissen
wünsche.-
Inzwischen hat Dr. Cohen hier geheiratet und war infolge -
dessen erst einmal wieder hier. Er wollte nach Berlin fahren,
um die „Orestie” dort zu hören.
Aus meiner Überführung nach Isny ist nichts geworden, das
Amt hat seine Zustimmung verweigert. Im übrigen hat alles
andere gesundheitliche gute Fortschritte gemacht. Knie und
Hüfte sind wohl ganz ausgeheilt. Wirbelsäule befriedigend.
Ich bedauere jetzt doch, dass ich Dir nichts näheres erzählt habe
von der Sache, die ich vorhabe. Aber schliesslich muss ich es ja
doch allein auskochen. Eingerührt hat mir meine Frau die
Geschichte: Ich sollte einen Roman schreiben. Zunächst war
ich überzeugt, dass ich dergleichen überhaupt nicht zustande
bringen würde, dann fing ich aber doch einmal damit an,
mir verschiedene Charaktere vorzustellen, die zu einem Thema
gehörten, und zwar habe ich dieses Thema aus dem Krantz-
Prozess gezogen, an den Du Dich vielleicht erinnerst. Also Jugendliche.
Es sind eine Anzahl Porträts vorgesehen, die Modelle liegen
seit vier Jahren um mich herum. Es hat mir Spass gemacht
Charaktere mit so ganz anderen und mir eigentlich bisher
gänzlich fremden Mitteln darzustellen, ich glaube auch
dass bis jetzt einiges ganz gut gelungen ist. Aber es sind
eine große Anzahl Schwierigkeiten, die sich häufen. Technische,
in erster Linie, denn es ist mir z.B. einfach unmöglich,
mir den Stoff vorauszubilden, also etwa eine Fabel zu entwerfen, die
dann nur auszufüllen wäre. Ich habe nur einige wenige Gesichts-
punkte, alles andere kann ich nur buchstäblich von Satz zu