Kammerer, Paul: Brief an Margarete Jodl. Wien, 1.2.1914
in seiner Gesinnung und Betätigung zugegen war. Nicht
zum wenigsten auch darum - ganz abgesehen
von ihrem unschätzbaren wissenschaftlichen Gehalt - sind
mir Jodls Werke sowohl die liebste Erinnerung aus meiner
Studentenzeit, indem ich ihnen höheren Flug und allgemeineren
Blick verdanke, - als auch die liebste Lektüre der Gegenwart,
wann immer ich aus den Grenzen meines engeren naturwis-
senschaftlichen Faches herauszutreten, meinen Arbeiten den
philosophischen Hintergrund zu geben wünsche.
Der Monistenbund in Österreich, dessen stellvertretender
Vorsitzender ich bin*, wird natürlich eine würdige Feier begehen,
von der nur zu wünschen wäre, dass sie einem freudigeren Anlasse
gelten dürfte. Wie ich ferner höre, hat Jodl das Manuskript
„Vom falschen und vom wahren Idealismus“, das er als Vortrag
dem Akademischen Monistenbund zu widmen gedachte, noch
vollendet. Ich werde anregen, dass der Akad. Monistenbund,
falls jene Nachricht sich bestätigt, sich um dies wertvolle Dokument
bewirbt, um es in einer seiner nächsten Versammlungen in
weihevoller Weise zur Verlesung zu bringen.
Noch drängt es mich zu einem kurzen persönlichen Wort.
Erst jetzt habe ich von nahen Freunden Jodls erfahren, wie * Aber nicht in dieser Eigenschaft sind diese Zeilen geschrieben