Kralik, Richard: Brief an Josef Leb. o.O., 10.11.1928
unsere bekannten Modegrößen nicht aus. Nun ist es eine
sonderbare Tatsache, daß ich als dieser vielbelobte Schrift-
steller so wenig Glück mit meinen Verlegern habe. Es
kommt freilich auch davon, daß ich meine ganze Zeit
der Produktion und keine Zeit der Reklame, der Bewer-
bung bei Verlagen und Kritikern widme. Aber warum sind
diese Verlage so ablehnend, wenn ich mich doch einmal an
sie wende? Dr. Wachler, der Protestant, hat einmal gesagt,
es sollte eine Ehrensache für die ersten Verleger, wie z.B.
Herder, sein, meine Werke in den Mittelpunkt Ihres Betriebs
zu stellen, eine Gesamtausgabe zu veranstalten. Das
meinen auch andere. Aber warum geschieht es nicht? Vielleicht
weil ich als zu „integral“ gelte? Aber lesen Sie nur,
wie uneingeschränkt mich die Wiener kath. theologische Fakultät
in ihrem Gratulationsschreiben stellt! Und zwar gerade
wegen meiner unzweideutig kath. Haltung. Übrigens bietet
die Gesamtheit meiner Werke ein Ganzes, das weitaus über
eine beschränkte Parteistellung, auch weitaus über das
katholische Bereich hinausgeht, das allgemeine nationale
und ästhetische Bedeutung hat. Gegner hat jeder Autor,
hat auch Goethe, hat Homer gehabt.
Dies im allgemeinen gesagt. Im besonderen