Ich glaubte von Ihnen ein Portrait geschaffen
zu haben, aber nun sehe ich es ein, daß hier
Pinsel und Objektiv Stümper sind. Um Sie
darzustellen müßte ich dieselben Mittel
gebrauchen, mit denen Sie Ihre Seele aufdecken.
Wenn ich einmal in der Öffentlichkeit zu Worte
komme, d. h. wenn ich durch mein Dürerwerk:
„Der deutsche Heiland“ so viel Bedeutung erlange
um mir erlauben zu dürfen Selbsterfühltes
zu schreiben, dann will ich diese Stunden, in
denen mir Ihr Fühlen so nahe war,
schildern, um Ihr Porträt zu geben wie
es sein soll. Man kann Sie nur fühlen,
die unverrückbare Form Ihrer äußeren Gestaltung
kann von Ihnen kein Bild geben.
Und nun eine Beichte: Warum ich Ihnen
die Landschaften für den Bücherkasten nicht
längst geschickt habe ist Ihnen wohl als eine
Unart meinerseits erschienen. Aber es ist
nicht so. Mein damaliger Laborant hat
auf eine mir unerklärliche Weise die Negative
jener Bilder vernichtet, die Sie wählten. Ich
habe erst vor einigen Tagen die Trümmer
der Negative gefunden. So habe ich einstweilen
zwei andere Aufnahmen gewählt. Ob sie
Ihnen gefallen werden, ahne ich nicht. Aber
ich will es in ruhigen Stunden versuchen
von den ersteren Reproduktionen nach
kleinen Negativen herzustellen, die ähnlich
sind. Gegenwärtig sind Trockenplatten in dieser