Kosel, Hermann Clemens: Brief an Franz Karl Ginzkey. o.O., 27.9.1921
Größe (40 : 50 cm) derart teuer und schwer zu
besorgen, daß ich Sie abermals um Geduld
bitten muß. Ich bin wirklich schuldlos.
Die beiden Landschaften von Salò folgen gleichzeitig.
Mein Dürerwerk ist nun fertig geworden. Jetzt
drängt sich mir die Frage auf welchen Verlag
ich dafür gewinnen soll. Der Umfang wird
abschrecken, die Ausstattung auch. Mir geht
es eben wie dem armen Dürer, ich stehe mit
meinen Plänen nicht in der rechten Zeit. Da
will ich Sie etwas fragen: Glauben Sie, daß es
besser wäre ein kleineres Buch herauszugeben,
ehe ich an die Herausgabe des großen Werkes gehe?
Ich würde dann einen Roman, den ich vori=
ges Jahr „aufgerissen“ habe: „Der Fels im Meere“ voll=
enden. Mit diesem Roman könnte ich mich
bei Staackmann einführen. Wollten Sie die
Güte haben, mir ehrlich zu raten? Oder glauben
Sie, daß ich einen Lektor finden werde, der mein
Dürerwerk überprüft?
Ich bin jetzt, da ich diese große Arbeit fertig habe,
wie verwaist. Da kommt mir die Gasteiner
Kur zu gute, die meine Nerven aufgefrischt
hat. Alles ist so unendlich leer um mich, die
Gestalt Dürers, die ich so lebendig um mich hatte,
ist wieder wie gestorben. Ich habe eine einzig=
schöne Stunde mit Bartsch erlebt, der mit viel
Interesse meinem Dürerwerk entgegenkam.
Wenn viele so denken wie er, dann habe ich
diese Arbeit nicht umsonst getan.
In einigen Tagen schicke ich Ihnen Postkarten
mit Ihrem Bilde. In Salzburg habe habe ich mich nicht
aufgehalten. Und nun grüße ich Sie in herzinniger
Verehrung.
H.C.Kosel.