Wien, 23. 1. 1922
Lieber, hochgeehrter Freund!
Heute war ich in der Albertina bei Dr. Meder.
Wir sprachen von Ihnen, und Meder bat mich, Sie zu
ersuchen, ihm die die Separatdrucke, die er in den
„Graphischen Künsten über mich seinerzeit hatte,
und die er Ihnen gelegentlich meines 60ten Geburts=
tages geliehen, zurückzusenden. - Meder hat keine
anderen Exemplare dieser Aufsätze mehr und er
vermisst sie. - Sie werden diese Aufsätze hoffentlich
bald finden - durch Ihre Übersiedlung sind sie Ihnen
wohl aus den Augen gekommen - aber Ihre liebe
Frau wird so lieb sein dieselben zu suchen und an
die Wohnungs-Adresse Meders mit der Post zu senden:
„Hofrat Dr. Joseph Meder
Wien, XVIII/1, Haizingerg. 49.
Wie geht es Ihnen und Ihren hochgeehrten lieben Damen?
Sie werden sich in die neuen Verhältnisse, neue Wohnung
wohl eingewöhnt haben, hoffentlich haben Sie wieder einen
schönen Platz für Ihren Schreibtisch und schaffen freudig.
Jetzt müßen Sie bald wieder nach Wien kommen,
die vorgestern eröffnete Grillparzer-Ausstellung im
Rathaus dürfen Sie nicht unbesehen lassen - ich
hatte dort eine Stunde reinster Freude. Die Ausstellu[n]g
ist mit unendlicher Liebe zusammengestellt - alle
wichtigen Manuskripte, Bilder, Erinnerungen,
Originalzeichnungen Schwindt's - Schubertiade -
sogar die Skizzen, die Schwindt im Auftrage Wiener
Frauen zu Grillparzers Dramen begonnen, die dem
Dichter zum 80ten Geburtstag überreicht werden sollten
- Schwindt starb bei der Ausführung - es blieb
bei den ersten flüchtigen Gedankenskizzen.
Zwei Miniaturen von Daffingers Hand - seine
dämonisch-schöne Frau darstellend zu der G. in heißer
Liebe entbrannte. - Die Miniaturen sind das
Entzückendste, das Daffinger gemalt. - Mein
Grillparzer-Porträt ist sehr gut aufgestellt (das sind auch
schon etwa 30 Jahre, dass ich es gemalt) - es wirkt so
frisch, als wäre es eben jetzt gemalt. - So eine
Jugendarbeit, die man nach vielen Jahren wiedersieht
Lieber, hochgeehrter Freund!
Heute war ich in der Albertina bei Dr. Meder.
Wir sprachen von Ihnen, und Meder bat mich, Sie zu
ersuchen, ihm die die Separatdrucke, die er in den
„Graphischen Künsten über mich seinerzeit hatte,
und die er Ihnen gelegentlich meines 60ten Geburts=
tages geliehen, zurückzusenden. - Meder hat keine
anderen Exemplare dieser Aufsätze mehr und er
vermisst sie. - Sie werden diese Aufsätze hoffentlich
bald finden - durch Ihre Übersiedlung sind sie Ihnen
wohl aus den Augen gekommen - aber Ihre liebe
Frau wird so lieb sein dieselben zu suchen und an
die Wohnungs-Adresse Meders mit der Post zu senden:
„Hofrat Dr. Joseph Meder
Wien, XVIII/1, Haizingerg. 49.
Wie geht es Ihnen und Ihren hochgeehrten lieben Damen?
Sie werden sich in die neuen Verhältnisse, neue Wohnung
wohl eingewöhnt haben, hoffentlich haben Sie wieder einen
schönen Platz für Ihren Schreibtisch und schaffen freudig.
Jetzt müßen Sie bald wieder nach Wien kommen,
die vorgestern eröffnete Grillparzer-Ausstellung im
Rathaus dürfen Sie nicht unbesehen lassen - ich
hatte dort eine Stunde reinster Freude. Die Ausstellu[n]g
ist mit unendlicher Liebe zusammengestellt - alle
wichtigen Manuskripte, Bilder, Erinnerungen,
Originalzeichnungen Schwindt's - Schubertiade -
sogar die Skizzen, die Schwindt im Auftrage Wiener
Frauen zu Grillparzers Dramen begonnen, die dem
Dichter zum 80ten Geburtstag überreicht werden sollten
- Schwindt starb bei der Ausführung - es blieb
bei den ersten flüchtigen Gedankenskizzen.
Zwei Miniaturen von Daffingers Hand - seine
dämonisch-schöne Frau darstellend zu der G. in heißer
Liebe entbrannte. - Die Miniaturen sind das
Entzückendste, das Daffinger gemalt. - Mein
Grillparzer-Porträt ist sehr gut aufgestellt (das sind auch
schon etwa 30 Jahre, dass ich es gemalt) - es wirkt so
frisch, als wäre es eben jetzt gemalt. - So eine
Jugendarbeit, die man nach vielen Jahren wiedersieht