Grillparzer, Franz: Briefe an Katharina und Josephine Fröhlich. o.O., 1823

Gamnitz 30 September 82 3 Liebe Kattz Wenn nicht Herzensgute und eine gewiße sentimen­tale Weichherzigkeit die hervorstechendsten Eigenschaften meines Charakters waren, so würde ich mit meinem zwei­ten Brief so lange gewartet haben, bis ich Antwort auf den ersten erhalten hätte. Da ich aber nun schon ein so gutmüthiger Tropf bin, so sei es darum, und voque la galere Ich(von wir, als der Hauptperson, fange ich an Ich, also, befinde mich ganz leidlich. Meine Gesundheit ist im Ganzen beßer, meine Lanne, obschon im ganzen zweenlich schlecht, findet doch helle Zwischenräume, mein hie­siges Verhältniß ist wenigstens etwas leidlichen und da die Witterung gut ist, laßt sich noch zur Noth aushalten. Damit ist aber nicht gesagt, daß ich mich nicht jeden Tag zwanzigmal nach Wien wünsche, und eben so oft Hamnitz und seine Bewohner in den Abgrund der Erde verwünsche. Zu einem wahren Troste gereicht mir, wie ich schon einmal sagte, der Hofmeisten Flurg. Da sein Wesen so zweilich(im guten Sinne versteht sich)- das