Kolb, Alois: Brief an Arthur Roessler. o.O., 2.4.1922
Dass ich eine Aufgabe zu leicht nehme, glaube ich
nicht; meine Collegen u. die, die das Einbandblatt sahen
sind erstaunt gewesen, dass ich schon den Einband
zu einer Graphikmappe so reich und technisch lithogr.
compliziert mache. Der Ätzer u. Drucker hat sich besonders
bemüht, die Tonabstufungen, Wischtöne herauszubringen.
Ich könnte es mir leicht machen, wie die meisten Buch=
künstler, farbiges Papier mit dem bekannten Deckschildchen
der Phantasielosigkeit zu nehmen, aber das interessiert
mich nicht; meine Finger wollen zeichnen, das was ich mir
denke. Ein Einband nach „Jedermann”'s Geschmack gefällt
mir gar nicht. Also das stimmt nicht, lieber Herr
Rössler. Dann ein ganz großer Irrtum. Ich müßte lange
nachdenken über den Einwand auf die in's ornamentale
übersetzte Anspielung auf den Namen Strauß. Die leichte
Kursivschrift? Der Theatervorhang? Dann fiel es mir
plötzlich ein, diese Reiher Paradiesvögel sind für Strauß=
vögel gehalten worden. Nein Herr Rößler diesen
„Witz” dürfen Sie mir wirklich nicht zumuten. Im
Allgemeinen schon nicht und dann - ich habe den
Meister Strauß sehr gerne. Zoologie schwach, bei
Ihnen, wie bei mir, dass ich zeichnerisch die Schwänze
nicht bunter machte. Ich halte Sie, lieber Herr Rößler,
für einen Mann, der dem nicht nachgrollt, dem er unrecht
tut, also streichen wir das beiderseits gesagte glatt aus.
Nun Positives. Sie haben Recht, dass die Figur der
Marschallin nicht deutlich genug erkennbar ist. Wenn